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Sonntag, 13. Mai 2007

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Das Ende eines Blog-Krimis

und ich bin ein bisschen wehmütig, weil es mir viel Spass gemacht hat - und ich hoffe natürlich auch allen eventuellen Lesern!

Im Rückblick stelle ich fest, dass es fast ein wenig schwierig war, über ein Thema zu schreiben, das plötzlich so aktuell und heftig diskutiert worden ist. Damit habe ich zu Beginn des Krimis im letzten Jahr überhaupt nicht gerechnet. Zumindest die Debatte um die Freilassung Brigitte Mohnhaupts und Christian Klars war zu diesem Zeitpunkt nicht vorhersehbar und auch die Tatsache, dass sich der Deutsche Herbst 2007 zum 30. Mal jährt hat meine Entscheidung für dieses Thema nicht beeinflusst. Ausschlaggebend war ein allgemeines Interesse für den Terrorismus der 70er Jahre und einfach der Gedanke, dass ich jetzt gerade ein wenig Zeit habe, um mich damit zu beschäftigen.

Das Positive an der Debatte waren natürlich die vielen Gedankenanstöße, die das Schreiben nicht unwesentlich beeinflusst haben. Nicht beeinflussen lassen wollte ich dagegen die Handlung des Krimis. Auch wenn das Schreiben eines Blogkrimis eine unmittelbare Reaktion auf Ereignisse und ihre textliche Einbindung möglich macht, wollte ich weder den Gang des Krimis dadurch verändern, noch im Rahmen des Krimis Bezug darauf nehmen. Vielleicht wäre es interessant gewesen, Pia Stein-Bachmüller mit der Freilassung Brigitte Mohnhaupts zu konfrontieren, oder Kaspar Wagenbachs Meinung zum gescheiterten Gnadengesuch Klars zu hören. Vielleicht hätte die hitzige Debatte in unserer Welt auch die nervöse Stimmung in Altenburg angeheizt.

Aber ich habe davon Abstand genommen, weil ich letztendlich für ein wenig Distanz zum Geschehen doch ganz dankbar war. Krimis sind Krimis und die Realität ist die Realität. Habe ich eine einmalige Gelegenheit verstreichen lassen? Ich weiß es nicht, mich würde jedoch interessieren, was andere darüber denken.

Aber gut, jetzt ist Schluss - fürs erste. Dies ist eine Fortsetzung des ersten Blog-Krimis Zahlen und Zeichen und vielleicht gibt es irgendwann mal eine weitere Fortsetzung.

Wer heute zum ersten Mal auf diesen Blog stößt, dem seien die freundllichen Worte ans Herz gelegt, die am Ende eines jeden Mangas stehen: Sutoppu! Koko wa kono manga no owari dayo. Hantaigawa kara yomihajimete ne! Was in unserem Fall so viel heißt wie: Stopp! Dies ist der Schluss des Krimis! Fangt bitte am anderen Ende an!

Viele Grüße, der Krimiblogger

Donnerstag, 26. April 2007

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Buback-Boock Gespräch

Mittwoch Abend sendete die ARD ein Gespräch zwischen Michael Buback und Peter-Jürgen Boock. Moderiert wurde das ganze von Herrn Herres und auch Stefan Aust, als außenstehender Experte, war anwesend. Inhalt und Kommentare sind nachzulesen z.B. hier oder hier.

Mein subjektiver Eindruck: es war ordentlich gruselig. Es berührte, den offensichtlichen Schmerz von Herrn Buback zu beobachten, wenn Boock davon sprach, wie sein Vater als potenzielles Anschlagsziel ausgewählt wurde und dabei automatisch in einen mehr oder weniger technischen Jargon verfiel. Man konnte die Anspannung förmlich spüren, die zwischen den beiden geherrscht hat und vielleicht auch zum ersten Mal einen echten Eindruck davon bekommen, wie hart die Situation damals, aber auch jetzt für die Hinterbliebenen der Terroropfer sein muss.

Dies ist meiner Meinung nach ein wichtiges Ergebnis dieser Sendung, die wenig neue Informationen zu Tage brachte und deren Ausstrahlung und Ausführung bisher vornehmlich kritisiert wird.

Was noch überdeutlich wurde: die Angehörigen weigern sich, die tödlichen Anschlage in einem politischen oder weltanschaulichen Zusammenhang stehen zu lassen. Der Wunsch nach gezielter Aufklärung des Todesschützen ist m.E. ein wesentlicher Hinweis darauf. Die RAF mag sich als Gruppe für die Anschläge verantwortlich zeigen, aber für die Hinterbliebenen ist es Mord. Ein Mord, der von einem Einzelnen verübt wurde, und der damit aus dieser Gruppenverantwortlichkeit herausgerissen werden muss. Das ist die deutlichste Demonstration dafür, dass niemand von ihnen die politischen Gründe der RAF anerkennt – und ganz abgesehen davon, dass diese Gründe bald sowieso nur noch Alibifunktion hatten, haben sie m.E. Recht mit dieser Einstellung.

Zu Herr Boock: trotz des Hangs zur Selbstdarstellung, zu dem Herr Boock zu neigen scheint, erfordert es Mut, sich diesem Treffen öffentlich zu stellen. Er kann nicht damit rechnen, die Akzeptanz der Gesellschaft zurück zu gewinnen, auch wenn er seine Kooperation anbietet. Sollte der Anruf bei Buback ein Schritt zur Absolution sein? Er hat selbst zugegeben, dass die persönliche Aufarbeitung niemals beendet sein wird und vielleicht wird auch die gesellschaftliche Aufarbeitung niemals aufhören. Die RAF hat sich damals aus der Gesellschaft ausgegrenzt indem sie ein politisches System attackierte, hinter dem die Mehrheit der Deutschen damals stand. Was auch dazu geführt hat, dass der Einzelne dieser Mehrheit sich persönlich bedroht gefühlt zu haben scheint. Das mag auch der Grund dafür zu sein, dass diese Ausgrenzung für den Einzelnen RAF-Angehörigen bis heute kaum zu überwinden sein wird.

Montag, 19. März 2007

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Peter Alexa

Der Spreeblick hat einen Text von Peter Alexa veröffentlicht, der der Unterstützerszene der RAF zugerechnet wurde. Neben den Reflexionen von jemandem, der die Anziehungskraft der RAF am eigenen Leib erfahren hat, ist auch die anschließende Diskussion sehr interessant.

Danke an a.

Sonntag, 11. März 2007

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was ich hier tue

Vielleicht kommt es manchem Leser so vor, als würde ich hier eine Diskussion konstruieren, die ich gar nicht führen kann. Und zeitweise ist es mir auch vorgekommen, als versuche ich Begründungsketten zu basteln, die auf Erfahrungen beruhen, die ich nicht gemacht habe und auf Überzeugungen, die ich nicht nachvollziehen kann. Dass dies Erfahrungen und Überzeugungen von Mitgliedern der einer Terrororganisation wie der RAF sind, scheint die Sache noch schwieriger zu machen, scheint Verstehen und Nachvollziehen noch unmöglicher zu machen.

Aber tatsächlich ist das doch nur ein Problem, mit dem wir jeden Tag zu kämpfen haben, das wir meistens scheinbar im Schlaf beherrschen und an dem wir manchmal ganz derbe scheitern: das Verstehen Anderer. Die Mitglieder der RAF sind nicht von einem Anderen Stern gekommen, sie sind in unserer Gesellschaft groß geworden. Gerade die RAF setzte sich aus Angehörigen der Mittelschicht zusammen, die größte Gruppe der deutschen Bevölkerung. Leute, die zur RAF gegangen sind, hatten kein spezielles Terroristen-Gen, sind nicht in kriegsähnlichen Zuständen aufgewachsen und hatten keine tendenzielle Terroristen als Eltern. Sie sind aufgewachsen wie so viele in den 60ern. Der einzige Unterschied zum Bürokaufmann, dem Lehrer oder Journalisten der 70er war, dass sie eine Karriere bei der RAF gewählt hatten. Ich möchte damit nur sagen, die Gründe eines Terror-Mitglieds nicht prinzipiell unverständlich sein können und das jedes Mitglied unserer Gesellschaft die Chance haben müsste, diese Gründe nachvollziehen zu können.

Nachvollziehen heißt nicht teilen. Aber der Nachvollzug ist wichtig, weil sonst kein Gespräch in Gang kommt. Und wenn es keine Gespräche mehr gibt, dann herrscht Krieg.

Noch etwas ist bei den letzten drei Teilen vielleicht aufgefallen: dass es mir schwer fällt, ein triftiges, intuitiv einleuchtendes und schlagendes Argument gegen das Handeln der RAF zu finden. Das Winden und Stochern Alenas ist auch mein eigenes. Intiuitiv weiß ich, dass das Vorgehen der RAF falsch ist. Aber ich möchte es auch rational begreifen. Rational bedeutet, durch ein abstraktes Prinzip, begreifen hat die Konnotation des begrifflich Darstellens. Zur Verfügung stehen z.B. Zweck-Mittel-Relation und das Verhältnis zwischen dem Abstrakten und dem Konkreten.

Zur Zweck-Mittel-Relation hat Jan Philipp Reemtsma darauf hingewiesen, dass bei der RAF Ziel und Mittel identisch waren, dass man jedes Mittel für geeignet hielt und das gewählte Ziel zu erreichen. (Ich weiß nicht mehr wo es steht und zitiere jetzt aus dem Kopf, in dem Artikel-Link ist es aber auch noch erwähnt.) Dieses Argument finde ich ziemlich überzeugend.

Und das ist wohl auch der Grund für dieses argumentative Stochern: Wenn man versucht die Gründe nachzuvollziehen, dann konzentriert man sich auf die Ziele, die eine Organisation hat. Und vielleicht sind diese Ziele teilweise gar nicht so abwegig, vielleicht steckt etwas darin, das berührt und nachdenklich macht. Das verunsichert, aber nur so lange, bis man sich klar macht, dass es nicht nur um die Ziele geht, sondern auch oder vor allem um die Mittel, die eben nicht mit den Zielen identisch sind. Die RAF hatte immer die Wahl, sie musste nicht zu den Waffen greifen. In dem Interview, dass in dem Band „Wir waren so unheimlich konsequent“ mit Wiesniewski geführt wurde, wird dieser gefragt, was er der Aktion der Roten Brigaden hält, die den Manager einer Fabrik entführt und dann mit heruntergelassenen Hosen zum Schichtwechsel wieder freigelassen hatten. Ich nehme das hier mal als ein Beispiel, wie es hätte anders laufen können. (S.W. antwortet darauf, dass sich manche Aktionen nicht einfach übertragen lassen. Sicher war zum Zeitpunkt der Schleyer-Entführung der Stresspegel schon zu hoch für solche lässigen Aktionen, aber der Stresspegel ist vor allem so hoch gewesen, weil sich die RAF von Anfang an für die Gewalt entschieden hat.)

Das Verhältnis zwischen einem dem Abstrakten und dem Konkreten kann man wiederum als eine bestimmte Perspektive auf die Zweck-Mittel-Relation verstehen, hier würde ich es jedoch beides auf das Ziel beziehen, auf allgemeine und konkrete Ziele und wie diese zusammenhängen. Es scheint mir sehr realistisch, als Initiative nur konkrete Ziele anzunehmen und konkrete Ziele würde ich definieren als Ziele, die eine begrenzte Reichweite haben. Das muss nicht bedeuten, dass konkrete Ziele immer egoistisch sind, sondern auch das Ziel, einem Anderen zu helfen, kann in diesem Sinne konkret genannt werden. Was jedoch passieren kann ist, dass man seine ganz konkreten Ziele plötzlich ausweitet, auf einen größeren Empfängerkreis oder in die Zukunft hinein. Manchmal verengt man diese Reichweite wieder. Das meinte ich mit der Dynamik der Zielvorgaben, man passt seine Ziele an. Diese Anpassung kann auch darin bestehen, dass man einem Primärziel ein Sekundärziel vorschiebt.

In diesem Fall verändert sich einiges. Zum Beispiel bedarf das Beschreiben der Ziele dann einer anderen Begrifflichkeit: Universalien, Allgemeinbegriffe, wenn es um eine Ausweitung geht. Diese Begrifflichkeit darf nicht beibehalten werden, wenn man das Ziel wieder verengt, wenn man z.B. von der Rettung der Menschheit umschwenkt zur Befreiung von Gefängnisinsassen.

Und dann kann man behaupten, dass sich nicht nur die Beschreibung ändert, sondern auch die Begründung. Auf den ersten Blick scheinen Begründungen von hintereinandergeschalteten Zielen transitiv zu sein: Ziel 1: Rettung der Menschheit. Ziel 2: Befreiung der Gefangenen. Wenn für Ziel 1 gute Gründe genannt werden, verführt die Implikation der Transitivität, dass diese Gründe auch für Ziel 2 gelten. Tatsächlich muss hier jedoch differenziert werden: wie notwendig ist Ziel 2 für die Erreichung von Ziel 1? Wenn diese Notwendigkeit im Fall Hitler-Stauffenberg bejaht werden kann, kann sie im Fall 1. Generation-2.Generation noch lange nicht bejaht werden.

Während die Transitivität von Gründen von der Notwendigkeit der Zielverbindungen abhängt, gibt es m.E. keine Transitivität in der Zweck-Mittel-Relation. Was zum Erreichen des Primärziels vielleicht als Mittel adäquat scheint, ist kein adäquates Mittel für die Erreichung des Sekundärziels. Dieser Gedanke ist dann nichts anderes als die dynamisierte Form des Reemtsma-Arguments „Ziele müssen von Mitteln unterschieden werden“. Was einschließt, dass sowohl Ziele als auch Mittel separat begründet werden müssen.

Damit schließe ich die Hintergrundüberlegungen zu den letzten veröffentlichten Teilen ab und werde mich dann wieder der Handlung widmen, die sich langsam aber sicher ihrem Ende zuneigt.

Zum Abschluss möchte ich noch auf einen guten Artikel in der taz zur aktuellen RAF-Diskussion hinweisen. Ein aufschussreicher Aufsatz zu den oben aufgeworfenen Fragen ist auch "Was heißt -die Geschichte der RAF verstehen-" von Reemtsma in dem Band "Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF" (sh. Literatursammlung).

Sonntag, 28. Januar 2007

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Michael Buback

Michael Buback, der Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts hat sich in einem sehr interessanten Artikel bei der Süddeutschen zum Antrag auf Begnadigung Christian Klars geäußert.

Mein letzter Kommentar könnte als etwas zu schnodderig bezüglich des Anliegens der Angehörigen, eine Freilassung (unter anderem) von weiteren Informationen über die Tatumstände abhängig zu machen, aufgefasst werden. Das war natürlich nicht beabsichtigt, denn von der Perspektive derjenigen, deren Leben durch die Taten der RAF in einem hohen Maße beeinträchtigt wurden, ist es vollkommen verständlich, den Wunsch nach Aufklärung zu haben. Es geht ihnen darum, einen Schlussstrich unter die Tat ziehen zu können, der nur dann gelingt, wenn die Tat endgültig aufgeklärt wurde. Die Erinnerung an die Getöteten ist sonst belastet bzw wird abgelenkt, so stelle ich es mir jedenfalls vor, von den Fragen nach der Tat selbst.

Natürlich ist dieses Schweigen seitens der noch Inhaftierten bezüglich der Tathergänge auch kompromittierend. Verschweigen sie, wer die Schüsse abgegeben hat, wirkt das wie eine Demonstration ihrer Solidarität - zum Täter und auch in Bezug auf die damaligen Motive. Tragen sie nicht dazu bei, die Tatakten zu schließen, deutet das darauf hin, dass auch für sie selbst diese Taten nicht abgeschlossen sind. Vielleicht wäre es ein deutliches Zeichen für den Wunsch ein völlig neues Leben zu beginnen, wenn man zur endgültigen Beendigung der Ermittlungen beitrüge. Ein anderer Grund für das Schweigen könnte natürlich sein, dass man sich selbst belasten würde. Und dann geht es wieder um die Frage nach der Übernahme von Verantwortung für die eigenen Taten.

Was mir in diesem Zusammenhang noch einfällt ist die Stellung der Opfer von Verbrechen, über die ich vor ein paar Monaten einen guten Artikel gelesen habe, den ich aber nicht mehr wieder finde. Darin ging es um das Phänomen, dass die Opfer von Verbrechen von der Öffentlichkeit viel schneller vergessen werden, als die Verbrecher selbst. Jeder kennt z.B. den Una-Bomber, aber hat noch irgendwer im Kopf, wie die Ermordeten dieses Serienkillers hießen? Was kann man aus diesem Phänomen schließen? Welche Prioritäten setzen wir bezüglich der kollektiven Erinnerung?

Die gute Seite, die die momentane Diskussion über die Freilassung hat, ist zumindest, dass die Opfer wieder in den Blick kommen, dass man sich daran erinnert, wer getötet wurde.

Mittwoch, 24. Januar 2007

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Mohnhaupt und Klar

Die mögliche Freilassung von Brigitte Mohnhaupt und das Gnadengesuch von Christian Klar soll natürlich auch hier kurz angesprochen werden. Aus meiner Sicht lassen sich drei Momente unterscheiden:

die Fakten: Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar waren jeweils zu fünfmal lebenslanger Haft und zusätzlich 15 Jahre Freiheitsstrafe verurteilt worden, von denen Mohnhaupt mindestens 24 Jahre und Klar mindestens 26 Jahre absitzen mussten. Im Fall von Frau Mohnhaupt läuft diese Zeit Ende März ab, während Klar im Normalfall noch bis Januar 2009 einsitzen muss. Frau Mohnhaupt hat einen Antrag auf Strafaussetzung gestellt, der für sie gesetzlich möglich ist, woraufhin die Staatsanwaltschaft beantragte die Strafe zur Bewährung auszusetzen. Herr Klar muss dagegen ein Gnadengesuch beim Bundespräsidenten einreichen, was er allerdings schon vor vier Jahren getan hat. Der damalige Bundespräsident Rau ignorierte das Gesuch.

der moralische Aspekt: wie weit reicht der moralische Aspekt? Die Fälle Mohnhaupt und Klar müssen rechtlich unterschieden werden, aber die Frage die nicht nur die Angehörigen der Opfer sondern auch einige Politiker stellen, zielt darauf, ob Mohnhaupt und Klar für ihre Taten öffentlich Reue zeugen sollen. Oder ob sie mit bisher unbekannten Fakten herausrücken sollen, was z.B. den konkreten Täter beim Mord an Generalbundesanwalt Buback angeht oder bei der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer – und das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte, die eher an Marktwirtschaft als an Moral erinnert.

Generell ist es sicher nicht falsch zu behaupten, dass Mohnhaupt und Klar die gleichen gesetzlichen Möglichkeiten erhalten sollten wie andere Verbrecher auch. Da der Staat die RAF-Gefangenen nie als politische Gefangene behandeln wollte, wie vor allem von der ersten Generation gefordert, sondern sie immer als „normale“ Mörder behandelte, ist es nur konsequent wenn man ihnen jetzt auch die Instrumente des Rechtsstaats bereitstellt. Bis zu diesem Punkt ist die öffentliche Moral dem Gesetz eher untergeordnet. Was Frau Mohnhaupt angeht, hat sie zum jetzigen Zeitpunkt unter bestimmten Bedingungen Anspruch auf vorzeitige Haftentlassung, die sie offenbar erfüllt hat. Was in diesem Zusammenhang den Reue-Gedanken angeht: Ich habe keine Ahnung, ob in anderen Fällen eines Antrags auf vorzeitiger Strafentlassung ein Ausdruck von Reue erwartet wird. Wahrscheinlich wird ein solcher eher vom Antragsteller aus taktischen Gründen angeboten, ohne dass er ernst gemeint wird. Und vielleicht wiegt bei einer Entscheidung über den Antrag auch das Ergebnis des Gutachtens, dass Rückfälligkeit ausgeschlossen ist, weitaus mehr.

Während der Fall Mohnhaupt rechtlich auch ohne moralische Wertung entschieden werden könnte, liegt das bei Herrn Klar deutlich anders. Die Entscheidung auf Begnadigung liegt bei Bundespräsident Köhler und der hat einen ganz anderen Ermessensspielraum. Bei jedem Gnadengesuch muss sicherlich zwischen der Trauer der Angehörigen und dem Wunsch auf ein Leben in Freiheit der Täter abgewogen werden. Hier liegt der Fall noch etwas anderes: die RAF verstand sich als Gegner des Staates und daher kommt bei diesem besonderen Fall so etwas wie die historische und politische Entwicklung der Bundesrepublik ins Spiel. Das geht so weit, dass selbst das Selbstverständnis der Republik berührt wird: ängstlicher Polizeistaat oder souveräner Rechtsstaat. Im Fall der RAF waren eben nicht „nur“ Individuen betroffen, sondern Hauptgegner war die Bundesregierung und darüber hinaus die Staatsform der Bundesrepublik. Daher entscheidet Köhler nicht nur für Privatpersonen sondern auch für den Staat an sich. Im Rahmen dieser Diskussion erhält die RAF indirekt eine politische Bedeutung, die weitaus relevanter scheint als es die pseudo-politischen Erklärungen der 70er und 80er jemals sein konnten.


das gesellschaftliche Phänomen: finde ich persönlich am interessantesten. Die Wellen schlagen hoch. In diversen online Zeitungsartikeln, wird die Zeitgeschichte unter dem Teppich hervorgeholt und stellt sich als relativ aktuell heraus. Der Deutsche Herbst scheint nie ganz in den Keller getragen worden zu sein, sondern lag immer noch in Reichweite und konnte schnell wieder hervorgeholt werden. Wie ein Buch, das man immer noch nicht ausgelesen hat. Dazu werden scharfe Geschütze bei den Leser-Kommentatoren aufgeboten: neben den Nazi-Vergleichen (nur Hess hat länger gesessen…), scheinen latente Sympathien auf, oder es gibt moralische Schlammschlachten. Schließlich müssen auch die Personen im näheren oder weiteren Umkreis der RAF ihre Meinung äußern (dürfen), so z.B. „Talkshow-Tanzbär“ Peter Jürgen Boock oder Bettina Röhl

Jeder scheint einen dezidierten Standpunkt zu diesem Thema zu haben, was darauf hindeutet, dass diese Frage im höchsten Maße polarisiert. Die Sensibilität für dieses Stückchen Zeitgeschichte ist auffällig.

Vielleicht dazu später mehr, jetzt muss ich leider ganz dringend Terroristenjäger Jack Bauer sehen.

Sonntag, 31. Dezember 2006

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Ein schönes neues Jahr

wünscht der Krimiblogger!!

Leider läuft der Krimi nicht in Echtzeit, so dass ich keine Weihnachtsfeier oder eine Silvesterfeier für Pia und Alena organsieren konnte. In Alenas Fall wäre das eh ziemlich langweilig geworden, aber wenn Pia sich besäuft, kann sie vielleicht sogar richtig lustig werden. Vielleicht aber auch nicht.

Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Jahr!!

Sonntag, 24. Dezember 2006

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Fröhliche Weihnachten

an alle Leser und die Blog-Community.

Die Schonzeit für Heiligabend ist in dieser Sekunde vorüber und ich gehe jetzt Geschenke einpacken...

Dienstag, 14. November 2006

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MoMA: Gerhard Richter

Ich bitte die Pause zu entschuldigen, aber der Krimiblogger hatte Schreibpause, dem immer mal wieder aufkeimenden Wunsch nachgebend, das heimische Arbeitszimmer und die heimelige Tastatur zu verlassen, um einen Ausflug in die Realität zu machen, die zwar auch durch Wörter geprägt, aber nicht aus Buchstaben geformt ist. Wie man an obigem Satz unschwer erkennt, hänge ich noch tief im Jetlag, der mir weniger als fehlender bzw. hinterherreisender und noch nicht angekommener Schatten vorkommt, wie Gibson es seine Protagonistin Cayce in "Pattern Recognition" so einprägsam beschreiben lässt, sondern banal als dumpfes Gefühl totaler müder Blödheit.

Jedenfalls konnte ich die Stadt mit dem Loch (Zitat von Tomte, was nicht heißt, dass ich Tomte-Fan bin, aber dieser Ausdruck ist schon irgendwie treffend) nicht verlassen, ohne einen Blick auf den berühmten und berüchtigten und von mir schon lange vor der Idee zu diesem Krimi und unabhängig von etwaigem historischen Interesse gesehen zu haben wollenden Zyklus Oktober 18, 1977 von Gerhard Richter zu werfen. Wenn das MoMA die Bilder nicht genommen hätte, könnten sie jetzt vielleicht bei uns im Wohnzimmer hängen. Schade irgendwie. Aber auch relativ unwahrscheinlich.

Ensslin

Ich bin jetzt leider momentan oder wohl eher auch überhaupt nicht in der Lage, dieses Kunstwerk in kriminalliterarischer, historischer oder philosophischer Weise zu würdigen, daher verzichte ich jetzt darauf (was natürlich nicht heißt, dass ich nicht später doch noch etwas nachschiebe...) und gehe ins Bett um die verlorene Zeit wieder einzuschlafen.

Montag, 23. Oktober 2006

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Kurzer Hinweis

Bevor ich Kommentare mit entrüsteten Hinweisen bekomme - ja, es gab natürlich ein echtes "Kommando Andreas Baader". Im Juni 1979 verübte das Kommando Andreas Baader (alle damals im Untergrund lebenden RAF-Mitglieder, von Albrecht bis Wagner) einen Mordanschlag auf General Haig, den Oberkommandierenden der NATO-Truppen in Westeuropa. Der Sprengsatz, der unter eine Brücke deponiert war, beschädigte jedoch lediglich die Fahrzeuge, die Insassen kamen mit leichten Verletzungen davon.

Gut, vielleicht hätte mir auch einfach ein originellerer Name für das Kommando einfallen können,....

das Projekt Krimi-Blog

AUS DEN CHAOTISCHEN WINDUNGEN EINES KRIMIVERSEUCHTEN HIRNS BOHRT SICH EIN WEITERER ROMAN AN DIE DIGITALE OBERFLÄCHE EINES BLOGS. WIE SCHON IM VORGÄNGER „ZAHLEN UND ZEICHEN“ SOLL DAS SCHREIBEN EINES KRIMINALROMANS MIT DER PRAXIS DES BLOGGENS VERBUNDEN WERDEN. DAS BEDEUTET, DASS DER PLOT IN DEN GRUNDZÜGEN FESTSTEHT, DER KRIMI JEDOCH NICHT BEREITS FIX UND FERTIG IN DER SCHUBLADE LIEGT, SONDERN SICH IM SCHREIBEN ENTWICKELT. WAS GESCHRIEBEN WIRD, WIRD KURZ DARAUF GEBLOGGT, IST DAMIT FAKTISCH, UND WIRD NUR IN AUSNAHMEFÄLLEN (SEHR PEINLICHE TIPPFEHLER) GEÄNDERT. ERGÄNZT WIRD DAS GANZE DURCH METATEXT UND LINKS. EUCH UND MIR ALSO VIEL SPAß BEI „SPUREN UND STERNE“.

Und hier gehts zum Anfang

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