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Mittwoch, 11. Oktober 2006

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Warum RAF?

Warum RAF? Der Anstoß für die Wahl des zeitgeschichtlichen Themas RAF waren die aktuellen Entwicklungen im Bereich Terrorismus. Terrorismus ist heute allgegenwärtig, ob es sich um Reminiszenz an 9/11 handelt, um die darauf folgenden Anschläge in London und Madrid, an die versuchten Anschläge in London und Deutschland dieses Jahr; ob es sich um die Selbstmordattentate im Nahen Osten oder in der ehemaligen Sowjetunion handelt. Die Bedeutung des Begriffs Terrorismus unterliegt dem geschichtlichen Wandel, die Konzeption der Motive und die Methoden der Ausführung ändern sich, die Ziele variieren. Dennoch lassen sich die Taten als das Ergebnis des terroristischen Handelns selbst unter den Kategorien des Begriffs Terrorismus fassen, ordnen und reflektieren.

Was aber ist mit den Menschen, die terroristische Handlungen ausführen? Seit den 70er Jahren werden Psychogramme und Profile von Attentätern erstellt, primär zur Prävention, aber auch um zu verstehen, was Menschen dazu antreibt, für die Verfolgung eines politischen, religiösen oder gesellschaftlichen Ziels Gewalt auszuüben. Gewalt, die nicht nur gegen Sachen als Symbole des Bekämpften gerichtet sind, sondern gegen Menschen, die als Repräsentanten des Ziels gelten, und im Extremfall gegen alle Menschen, die unter das Zielsystem subsumiert werden.

Im Kern sind das auch die Fragen, die sich für mich ganz persönlich stellen, wobei der Anstoß zu diesen Fragen durch die neuesten Entwicklungen im Bereich erfolgte, die m.E. einen besonderen Spot auf das Moment der Individualität im Terrorismus geworfen haben. Der neue Begriff des Netzwerkterrorismus hat eine überdeutliche Ausformung mit den U-Bahnanschlägen 2005 in London erfahren. Ohne von einer Zentrale organisiert und angestiftet zu werden, haben sich drei junge Briten und ein Jamaikaner dazu entschieden, einen Bombenanschlag zu verüben, bei dem mit einer Vielzahl von Toten zu rechnen war. Die Verbindung zu anderen Terroristen bestand lediglich in einem weltanschaulich-religiösen Motiv, es gab vermutlich keine direkten Handlungsanweisungen, sondern die vier scheinen sich von Parolen aus dem Internet angesprochen gefühlt haben, von Taten anderer Terroristen inspirieren lassen. Es gab keine direkte Ursache, keine äußere Notwendigkeit und keinen Zwang. Die Entscheidung für den aktiven Terrorismus ist individuell gefallen, bzw. in einer sehr kleinen Gruppe.

Im so genannten Netzwerkterrorismus wird das Moment der Individualität betont, tatsächlich ist aber anzunehmen, dass Individualität immer schon ein wichtiges Element von Terrorismus gewesen ist. Terrorismus ist vor allem Abgrenzung gegen herrschende und mehrheitliche Verhältnisse. Wie der Kritiker nimmt der Terrorist einen besonderen Standpunkt ein, wählt eine individuelle Perspektive. Im Terrorismus wird dieser Individualismus jedoch negativ übersteigert, indem die Perspektive des Terroristen absolut gesetzt wird. Dieser Verabsolutierung führt zu extremen Zielsetzungen und Handlungen, setzt das Moment der Verhältnismäßigkeit außer Kraft und lehnt jede Kritik von innen oder außen ab. Der Grund für die Verabsolutierung der Individualität scheint die Unterordnung unter ein abstraktes Ziel und ist damit eine Gegenreaktion auf das Moment der Individualität. Terrorismus endet schließlich mit der Aufgabe der Individualität und dem Einfließen in ein höheres, gesellschaftliches, religiöses oder politisches Ziel (das sich auch in der Zugehörigkeit zu einer Gruppe manifestieren kann).

Das Zusammenspiel von extremer Individualität und extremer Abstrahierung ist eines der interessanteren Momente im Phänomen Terrorismus, und meine vorläufige Überlegung ist, dass sich dieser Kerndualismus in allen historischen Abarten von Terrorismus finden lässt – und letztlich in einer extremen Form von Egoismus zusammenfällt. Eine Annäherung an dieses Zusammenspiel ist u.a. eines der Motive, diesen Krimi-Blog zu schreiben, und als Untersuchungsobjekt ist die Wahl auf die RAF gefallen. Zum einen, weil es sich hier um eine Form des historischen Terrorismus handelt und nicht um den aktuellen, momentan im Focus stehenden El-Kaida-Terrorismus, der sich den Anschein eines religiösen Fundamentalismus gibt und diesen zur Rekrutierung instrumentalisiert, aber tatsächlich wohl rein wirtschaftliche und machtpolitische Interessen verfolgt. Die Beschäftigung mit der zeitgeschichtlichen Organisation RAF bietet den Vorteil des historischen Abstands; gleichzeitig ist die RAF unter der vorausgesetzten These ein ebenso passendes Objekt, wie jede andere terroristische Vereinigung. Dazu kommt, dass die Ereignisse immer noch in der näheren Vergangenheit liegen (der deutsche Herbst jährt sich nächstes Jahr zum 30. Mal) und vielleicht bei einzelnen noch in die Jugend hineingewirkt haben.

Was hier auf gar keinen Fall intendiert wird, ist eine Mythologisierung oder Verharmlosung der RAF, wobei sich letztere gerade in den vergangenen Jahren in einem erneuten T-Shirt-Revival gezeigt hat. (Wenn 16jährige es schick finden, ein T-Shirt mit dem Kalaschnikov-Stern zu tragen, ist das meines Erachtens vor allem ein Zeichen von tief sitzender Blödheit und dumpfen Trendgehorsam.) Gleichzeitig macht so eine Mode-Erscheinung aber auch deutlich, dass die RAF schon immer ein sehr umstrittenes gesellschaftliches Phänomen war und geblieben ist. Die Geburt der RAF aus den 68-Ereignissen führte zur fortwährenden Assoziation mit linken Werten, intellektueller Kritik und origineller Modernität. Die Zugehörigkeit von Ulrike Meinhof schien diese Assoziationen zu legitimieren. Tatsächlich erscheint die RAF bei näherer Betrachtung jedoch als eine Ansammlung der schlechtesten Elemente, die zu 67/68 gehörten: Naivität, Arroganz und aggressive Rücksichtslosigkeit.

Der Krimi-Blog ist hauptsächlich nur das: ein gebloggter Krimi. Auch wenn das Interesse und die obige Überlegung im Hintergrund stehen, und die Ausführung beeinflussen, werde ich sicherlich im Text selbst zu keinem Ergebnis kommen. Im besten Fall dient das Schreiben für mich als Anstoß zu weiteren Überlegungen dieser Art, die ich dann im Meta-Blog veröffentliche. Wen es also nicht interessiert, kann diese Passagen einfach weglassen. In anderen Fällen wäre ich natürlich an einem Feedback interessiert. Jede Theorie ist immer auch Eingrenzung und Vernachlässigen von anderen Momenten und zur Vorbeugung drohender Einseitigkeit ist nichts besser, als der höfliche Hinweis auf den geistigen Mist, den man gerade wieder verzapft hat...

Freitag, 22. September 2006

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Krimi im Blog: Spuren und Sterne

Aus den chaotischen Windungen eines krimiverseuchten Hirns bohrt sich ein weiterer Roman an die digitale Oberfläche eines Blogs. Wie schon im Vorgänger Zahlen und Zeichen soll das Schreiben eines Kriminalromans mit der Praxis des Bloggens verbunden werden. Das bedeutet, dass der Plot in den Grundzügen feststeht, der Krimi jedoch nicht bereits fix und fertig in der Schublade liegt, sondern sich im Schreiben entwickelt. Was geschrieben wird, wird kurz darauf gebloggt, ist damit faktisch, und wird nur in Ausnahmefällen (sehr peinliche Tippfehler) geändert. Ergänzt wird das ganze durch Metatext und links – also all die Sachen, die ich beim letzten Mal schon versprochen habe und auch dieses Mal wahrscheinlich wieder vergesse. Euch und mir also viel Spaß bei „Spuren und Sterne“.

das Projekt Krimi-Blog

AUS DEN CHAOTISCHEN WINDUNGEN EINES KRIMIVERSEUCHTEN HIRNS BOHRT SICH EIN WEITERER ROMAN AN DIE DIGITALE OBERFLÄCHE EINES BLOGS. WIE SCHON IM VORGÄNGER „ZAHLEN UND ZEICHEN“ SOLL DAS SCHREIBEN EINES KRIMINALROMANS MIT DER PRAXIS DES BLOGGENS VERBUNDEN WERDEN. DAS BEDEUTET, DASS DER PLOT IN DEN GRUNDZÜGEN FESTSTEHT, DER KRIMI JEDOCH NICHT BEREITS FIX UND FERTIG IN DER SCHUBLADE LIEGT, SONDERN SICH IM SCHREIBEN ENTWICKELT. WAS GESCHRIEBEN WIRD, WIRD KURZ DARAUF GEBLOGGT, IST DAMIT FAKTISCH, UND WIRD NUR IN AUSNAHMEFÄLLEN (SEHR PEINLICHE TIPPFEHLER) GEÄNDERT. ERGÄNZT WIRD DAS GANZE DURCH METATEXT UND LINKS. EUCH UND MIR ALSO VIEL SPAß BEI „SPUREN UND STERNE“.

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