101: Panik
In dem Mietshaus hinter Alena sind nacheinander die Lichter ausgegangen, die meisten Fenster liegen nun im Dunkeln. Sie schaut auf ihre Uhr, aber es ist zu finster, um das Ziffernblatt zu erkennen. Vorsichtig tritt sie aus dem Schatten der Müllcontainer heraus und hält ihr Handgelenk in das Licht der Straßenlaterne, dessen schwache Ausläufer bis an die Stelle reichen, an der sie nun schon seit einiger Zeit steht. Kurz nach 12. Sie seufzt und tritt zurück hinter die Mauer. Ihre Füße tun weh und die Nachtkälte dringt unter ihre schwarze Fleece- Jacke. Sie schlingt die Arme um den Oberkörper und kuschelt ihr Kinn in den langen schwarzen Schal, den sie mehrmals um den Hals gewickelt hat.
Das Fenster, das zu Brigitte Dahlems Wohnung gehört, hat sie gut im Blick. Während ihrer Nachtwache hat sich dort nichts getan. Weder ist Licht angegangen noch konnte sie eine Bewegung hinter den schlierigen Scheiben ausmachen. Alena hat sich die Zeit damit vertrieben sich vorzustellen, was Brigitte Dahlem dort oben in ihrer Wohnung tun könnte. Falls sie zu hause ist. Aber wo sollte sie sonst sein?
In ihrer Imagination sitzt Brigitte Dahlem auf diesem Stuhl am Fenster und schaut in die Nacht hinaus. Wartet, genauso wie sie. Zuckt zusammen, wenn Motorengeräusche die Stille durchbrechen, und beobachtet mit gespannter Aufmerksamkeit die wenigen vorbeifahrenden Wagen, bis sie um die Ecke verschwinden. Entspannt sich enttäuscht, genau wie sie. Wartet weiter.
Bis auf diese wenigen Ausnahmen war die Straße wie ausgestorben. Kein Fußgänger ist vorbeigelaufen, niemand hat das Haus , vor dem Alena steht, verlassen oder betreten und niemand hat sich dem Haus genähert, in dem die Dahlem wohnt. Einmal ist ein Fenster aufgerissen worden und die Geräusche vom Fernsehen flogen in die Nacht, Stimmen und Musik; dann wurde das Fenster wieder zugeknallt und die verbleibende Stille war noch drückender als zuvor.
Alenas Augen brennen vor Müdigkeit. Sie schließt sie kurz und genießt das Gefühl der Ruhe, das sich in ihrem Körper ausbreitet, die sofort einsetzende Schwerelosigkeit … Schnell öffnet sie die Augen wieder und atmet tief ein. Sie darf nicht einschlafen. Mit doppelter Aufmerksamkeit starrt sie nun auf die Straße, versucht sich zu konzentrieren. Es funktioniert ein paar Atemzüge lang, dann schweifen ihre Gedanken wieder ab, verschlingen sich ineinander und ziehen ihre Lider herunter. Sie schüttelt ärgerlich den Kopf. Noch nicht einmal dazu ist sie im Stande, es dürfte doch nicht so schwierig sein, mal eine Nacht auf zu bleiben. Sie läuft ein paar Schritte auf der Stelle und lockert Nacken und Arme. Dann ist sie wieder auf ihrem Posten. Wenn nur irgendetwas passieren würde. Alena seufzt. Sie widersteht dem Impuls, auf die Uhr zu sehen, weil sie ahnt, dass weniger als 15 Minuten vergangen sind.
Plötzlich spürt sie etwas, Gänsehaut überzieht ihren Körper, ihr Atem stockt. Etwas ist hinter ihr, stocksteif bleibt sie stehen, nur nicht umdrehen. Im gleichen Moment legt sich ein Arm wie ein Schraubstock über ihren Hals und drückt zu, kaltes Metall an ihrer Schläfe. „Keine Bewegung,“ zischt eine Stimme an ihr Ohr. „Und keinen Laut.“ Der Lauf der Waffe bohrt sich in ihren Kopf und Alena beginnt unkontrolliert zu keuchen, sie bekommt zu wenig Luft und ihr Herz hämmert vor Panik. Dann lockert sich der Arm und sie saugt den Sauerstoff in ihre Lungen.
Das Fenster, das zu Brigitte Dahlems Wohnung gehört, hat sie gut im Blick. Während ihrer Nachtwache hat sich dort nichts getan. Weder ist Licht angegangen noch konnte sie eine Bewegung hinter den schlierigen Scheiben ausmachen. Alena hat sich die Zeit damit vertrieben sich vorzustellen, was Brigitte Dahlem dort oben in ihrer Wohnung tun könnte. Falls sie zu hause ist. Aber wo sollte sie sonst sein?
In ihrer Imagination sitzt Brigitte Dahlem auf diesem Stuhl am Fenster und schaut in die Nacht hinaus. Wartet, genauso wie sie. Zuckt zusammen, wenn Motorengeräusche die Stille durchbrechen, und beobachtet mit gespannter Aufmerksamkeit die wenigen vorbeifahrenden Wagen, bis sie um die Ecke verschwinden. Entspannt sich enttäuscht, genau wie sie. Wartet weiter.
Bis auf diese wenigen Ausnahmen war die Straße wie ausgestorben. Kein Fußgänger ist vorbeigelaufen, niemand hat das Haus , vor dem Alena steht, verlassen oder betreten und niemand hat sich dem Haus genähert, in dem die Dahlem wohnt. Einmal ist ein Fenster aufgerissen worden und die Geräusche vom Fernsehen flogen in die Nacht, Stimmen und Musik; dann wurde das Fenster wieder zugeknallt und die verbleibende Stille war noch drückender als zuvor.
Alenas Augen brennen vor Müdigkeit. Sie schließt sie kurz und genießt das Gefühl der Ruhe, das sich in ihrem Körper ausbreitet, die sofort einsetzende Schwerelosigkeit … Schnell öffnet sie die Augen wieder und atmet tief ein. Sie darf nicht einschlafen. Mit doppelter Aufmerksamkeit starrt sie nun auf die Straße, versucht sich zu konzentrieren. Es funktioniert ein paar Atemzüge lang, dann schweifen ihre Gedanken wieder ab, verschlingen sich ineinander und ziehen ihre Lider herunter. Sie schüttelt ärgerlich den Kopf. Noch nicht einmal dazu ist sie im Stande, es dürfte doch nicht so schwierig sein, mal eine Nacht auf zu bleiben. Sie läuft ein paar Schritte auf der Stelle und lockert Nacken und Arme. Dann ist sie wieder auf ihrem Posten. Wenn nur irgendetwas passieren würde. Alena seufzt. Sie widersteht dem Impuls, auf die Uhr zu sehen, weil sie ahnt, dass weniger als 15 Minuten vergangen sind.
Plötzlich spürt sie etwas, Gänsehaut überzieht ihren Körper, ihr Atem stockt. Etwas ist hinter ihr, stocksteif bleibt sie stehen, nur nicht umdrehen. Im gleichen Moment legt sich ein Arm wie ein Schraubstock über ihren Hals und drückt zu, kaltes Metall an ihrer Schläfe. „Keine Bewegung,“ zischt eine Stimme an ihr Ohr. „Und keinen Laut.“ Der Lauf der Waffe bohrt sich in ihren Kopf und Alena beginnt unkontrolliert zu keuchen, sie bekommt zu wenig Luft und ihr Herz hämmert vor Panik. Dann lockert sich der Arm und sie saugt den Sauerstoff in ihre Lungen.
Flannery Culp - 18. Apr, 19:33