16: genial aber illegal

Sie beobachtet Alena, die sich ihre Antwort einen Moment überlegt. „Er war schon ein wenig bekannt, oder? Ein Bekannter von mir ist Historiker und er meinte, Schwarz hätte eine gewisse Rolle bei den Ermittlungen gegen die Rote Armee Fraktion gespielt.“ Pia reißt erstaunt die Augen auf. „Tatsächlich?“ Stirnrunzeln. „So bekannt war er nun auch wieder nicht. Er war nicht gerade Horst Herold, oder?“ Alena trinkt vorsichtig einen Schluck Tee. „Mein Bekannter ist spezialisiert auf deutschen Terrorismus und er kennt eigentlich fast jeden, der involviert war.“ Sie blickt von ihrem Tee auf. „Danach habe ich mich natürlich gefragt, wie Schwarz gestorben ist.“ Sie lächelt entschuldigend. „Sie finden meine Neugierde bestimmt unpassend, schließlich geht mich dieser Mensch überhaupt nichts an.“ Sie zuckt mit den Schultern und erklärt mit entwaffnender Offenheit: „Ich würde es nur einfach gerne wissen. War es ein Racheakt der RAF?“ Pia schüttelt gereizt mit dem Kopf. „Du lieber Himmel, setzen Sie keine Gerüchte in die Welt. Die Zeitungen würden sich darauf stürzen.“ Sie blickt Alena direkt in die Augen. „Ich darf mit Ihnen nicht darüber sprechen. Aber halten Sie Ihre Phantasie im Zaum. Schwarz war Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität, da verrate ich keine Geheimnisse. Sie könnten also viel eher darauf spekulieren, dass die Tat aus im Milieu angesiedelt ist.“ Alenas Augen blitzen triumphierend auf. „Also war es doch Mord! Es stand ja nichts in der Zeitung, aber ich dachte mir schon, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist. Sonst hätte es der Artikel sicher erwähnt.“ Pia starrt Alena fassungslos an. Sie hat sich tatsächlich übertölpeln lassen. Sie atmet einmal tief ein und wieder aus. Dann kommt ihr plötzlich eine Idee, die sie für einen Moment sprachlos werden lässt. Sie lehnt sich zurück und sieht Alena prüfend an. Soll sie es wagen? Alena wird unter ihrem Blick unsicher und erklärt schnell: „Ich wollte Sie nicht überrumpeln, es tut mir leid.“ – „Ihr Bekannter ist Historiker und er ist auf die RAF spezialisiert,“ unterbricht Pia sie. Alena verschluckt was sie gerade sagen möchte und nickt dann unsicher. Pia stützt sich mit den Unterarmen auf der Marmorplatte des Kaffeehaustisches auf und beugt sich vor. „Ist er bekannt? Hat er einen Ruf als linker Historiker, oder so etwas?“ Sie kann sehen, wie die Gedanken durch Alenas Kopf rasen. „Er lebt und arbeitet eher zurückgezogen,“ kommt die zögernde Antwort. „Aber wahrscheinlich kennt sich niemand besser in diesem Bereich aus als er.“ Nun wird sie sicherer und spricht schneller. „Er arbeitet an einem Buch über die RAF und ist immer auf der Suche nach aktuellem Material. Er ist sehr interessiert an dem Tod von Schwarz und ich wollte ihm helfen.“ Sie macht eine Handbewegung. „Vor allem will ich nicht, dass er sich auf etwas versteift, was eventuell überhaupt nichts mit seinen Forschungen zu tun hat.“ Sie seufzt. „Er hat einen ziemlichen Dickkopf.“ Pia fokussiert einen Punkt hinter Alena und versucht nachzudenken. Sie hat einen Weg gesucht, die Dahlem zum Reden zu bringen, und Alenas Bekannter könnte die Tür aufstoßen. Terroristen reden gerne mit Historikern, oder? Sie wollen ihre Taten rechtfertigen, ihre Ideologien erklären. Historiker reden gerne mit Zeitzeugen um Fakten aus erster Hand zu bekommen. In diesem Zusammenhang würde es überhaupt nicht auffallen, wenn er der Dahlem ein paar Fragen stellt, die Pia ihm diktieren wird. Eine ideale Konstellation. Ideal und völlig unvorschriftsmäßig. Sie darf keine Zivilisten in den Fall ziehen. In einen Fall, der der höchsten Geheimhaltung unterliegt. Dessen Details noch nicht einmal die werten Kollegen kennen. Pia legt die Fingerspitzen auf die Schläfe und versucht sich zu konzentrieren. Dann entscheidet sie: Zur Hölle mit den Vorschriften. Erlaubt ist, was Erfolg bringt. Keiner schert sich um solche Kleinigkeiten, wenn sie den Fall gelöst hat. Jetzt spürt sie Alenas beunruhigten Blick auf sich und blickt auf. „Ist Ihr Historiker Freund verlässlich? Diskret? Kann er etwas für sich behalten?“ Alena blickt sie mit großen Augen an und Pia setzt hinzu: „Ich brauche Ihre Hilfe und Sie könnten Ihre verdammte Neugierde befriedigen und gleichzeitig Ihrem Historiker helfen. Haben wir einen Deal?“

das Projekt Krimi-Blog

AUS DEN CHAOTISCHEN WINDUNGEN EINES KRIMIVERSEUCHTEN HIRNS BOHRT SICH EIN WEITERER ROMAN AN DIE DIGITALE OBERFLÄCHE EINES BLOGS. WIE SCHON IM VORGÄNGER „ZAHLEN UND ZEICHEN“ SOLL DAS SCHREIBEN EINES KRIMINALROMANS MIT DER PRAXIS DES BLOGGENS VERBUNDEN WERDEN. DAS BEDEUTET, DASS DER PLOT IN DEN GRUNDZÜGEN FESTSTEHT, DER KRIMI JEDOCH NICHT BEREITS FIX UND FERTIG IN DER SCHUBLADE LIEGT, SONDERN SICH IM SCHREIBEN ENTWICKELT. WAS GESCHRIEBEN WIRD, WIRD KURZ DARAUF GEBLOGGT, IST DAMIT FAKTISCH, UND WIRD NUR IN AUSNAHMEFÄLLEN (SEHR PEINLICHE TIPPFEHLER) GEÄNDERT. ERGÄNZT WIRD DAS GANZE DURCH METATEXT UND LINKS. EUCH UND MIR ALSO VIEL SPAß BEI „SPUREN UND STERNE“.

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