Donnerstag, 26. April 2007

sternkleinsternkleinsternklein

Buback-Boock Gespräch

Mittwoch Abend sendete die ARD ein Gespräch zwischen Michael Buback und Peter-Jürgen Boock. Moderiert wurde das ganze von Herrn Herres und auch Stefan Aust, als außenstehender Experte, war anwesend. Inhalt und Kommentare sind nachzulesen z.B. hier oder hier.

Mein subjektiver Eindruck: es war ordentlich gruselig. Es berührte, den offensichtlichen Schmerz von Herrn Buback zu beobachten, wenn Boock davon sprach, wie sein Vater als potenzielles Anschlagsziel ausgewählt wurde und dabei automatisch in einen mehr oder weniger technischen Jargon verfiel. Man konnte die Anspannung förmlich spüren, die zwischen den beiden geherrscht hat und vielleicht auch zum ersten Mal einen echten Eindruck davon bekommen, wie hart die Situation damals, aber auch jetzt für die Hinterbliebenen der Terroropfer sein muss.

Dies ist meiner Meinung nach ein wichtiges Ergebnis dieser Sendung, die wenig neue Informationen zu Tage brachte und deren Ausstrahlung und Ausführung bisher vornehmlich kritisiert wird.

Was noch überdeutlich wurde: die Angehörigen weigern sich, die tödlichen Anschlage in einem politischen oder weltanschaulichen Zusammenhang stehen zu lassen. Der Wunsch nach gezielter Aufklärung des Todesschützen ist m.E. ein wesentlicher Hinweis darauf. Die RAF mag sich als Gruppe für die Anschläge verantwortlich zeigen, aber für die Hinterbliebenen ist es Mord. Ein Mord, der von einem Einzelnen verübt wurde, und der damit aus dieser Gruppenverantwortlichkeit herausgerissen werden muss. Das ist die deutlichste Demonstration dafür, dass niemand von ihnen die politischen Gründe der RAF anerkennt – und ganz abgesehen davon, dass diese Gründe bald sowieso nur noch Alibifunktion hatten, haben sie m.E. Recht mit dieser Einstellung.

Zu Herr Boock: trotz des Hangs zur Selbstdarstellung, zu dem Herr Boock zu neigen scheint, erfordert es Mut, sich diesem Treffen öffentlich zu stellen. Er kann nicht damit rechnen, die Akzeptanz der Gesellschaft zurück zu gewinnen, auch wenn er seine Kooperation anbietet. Sollte der Anruf bei Buback ein Schritt zur Absolution sein? Er hat selbst zugegeben, dass die persönliche Aufarbeitung niemals beendet sein wird und vielleicht wird auch die gesellschaftliche Aufarbeitung niemals aufhören. Die RAF hat sich damals aus der Gesellschaft ausgegrenzt indem sie ein politisches System attackierte, hinter dem die Mehrheit der Deutschen damals stand. Was auch dazu geführt hat, dass der Einzelne dieser Mehrheit sich persönlich bedroht gefühlt zu haben scheint. Das mag auch der Grund dafür zu sein, dass diese Ausgrenzung für den Einzelnen RAF-Angehörigen bis heute kaum zu überwinden sein wird.

104: Beschlüsse

Sie hört die Atemzüge von Brigitte Dahlem, gleichmäßig und tief. „Es kann nur Robert Koch sein.“ Alena verschluckt sich fast beim hastigen Luftholen. „Ist das jetzt eine Vermutung, oder haben Sie Beweise?“ – „Alles andere macht keinen Sinn,“ antwortet die Stimme unter dem Fenster. „Vermutlich hat Schwarz ihn aufgespürt und Koch wollte unerkannt bleiben. Er wird sich ein respektables bürgerliches Spießerleben aufgebaut haben und glaubt, dass es seinem Ruf schadet, wenn die lieben Nachbarn erfahren, dass er früher mal bei der RAF war.“ Alena hört die Verachtung aus ihrer Stimme heraus und das beunruhigt sie. „Wenn das wirklich Koch ist, dann sollten wir die Polizei einschalten. Ich könnte Frau Stein-Bachmüller anrufen.“ Sofort hebt Frau Dahlem die Hand und zischt: „Auf keinen Fall. Das ist meine Angelegenheit. Ich werde damit allein fertig.“ – „Unsinn,“ zischt Alena zurück. „Das ist nicht allein Ihre Angelegenheit. Das ist vor allem Sache der Polizei. Hier geht es doch nicht um einen internen Bandenkrieg.“ Wütend flüstert die Gestalt im Schatten: „Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich?“ – „Auf Kaspars Seite,“ antwortet Alena würdevoll. „Und wenn die Polizei den Mörder an Schwarz und Burg verhaftet, dann können ihm diese Taten wenigstens nicht mehr angelastet werden.“ Sie macht eine Kunstpause und fügt dann hinzu: „Wollen Sie Kaspar nun helfen oder nicht?“

Brigitte Dahlem antwortet nicht sofort. Dann meint sie: „Aber wir haben überhaupt keine Beweise, dass Koch tatsächlich der Mörder von Hajo ist. Selbst wenn wir die Bullen holen, womit wollen Sie den Verdacht begründen?“ Bestimmt sagt Alena: „Pia Stein-Bachmüller braucht keine Begründung. Sie ist sehr daran interessiert, Koch zu finden. Und außerdem wird er doch garantiert noch wegen seiner RAF Tätigkeit gesucht.“ – „Wie dick sind Sie eigentlich mit dieser Stein-Bachmüller?“ Das Misstrauen ist wieder fühlbar. Alena macht eine beschwichtigende Handbewegung und ist sich bewusst, dass Brigitte Dahlem ihr Gesicht sehr viel besser sehen kann als sie das der Frau unter dem Fenster. „Wir sind nicht befreundet. Ich glaube, ich weiß nur mittlerweile wie sie… .“ Alena zögert einen Moment diesen Begriff zu verwenden, der für sie so fest in dem RAF-Jargon verankert ist. Aber dann fährt sie fort: „Ich weiß eben, wie sie tickt.“

Alena kann förmlich spüren, dass Brigitte Dahlem nachdenkt und sie hofft, dass das Bekenntnis zu Kaspar gerade nicht nur leere Worte waren. Schließlich beginnt die Ex-Terroristin langsam: „Gut. Wir rufen die Bullen, wenn das Kaspar Wagenbach entlastet.“ Erleichterung steigt in Alena hoch. Aber Brigitte Dahlem ist noch nicht fertig: „Aber vorher vergewissern wir uns, dass da unten im Wagen tatsächlich Robert Koch sitzt. Und wenn er es ist, werde ich ein paar Worte mit ihm wechseln, denn er hat mir offensichtlich einiges zu erklären.“

Alena schließt die Augen. Genaugenommen hat sie keine Wahl. Ihr ist unwohl bei der Sache, aber sie hat kein Handy, mit dem sie Pia jetzt schon verständigen könnte. Und obwohl es ihr selbstverständlich erscheint, dass der Typ unten im Wagen mit den Morden zu tun hat, sei es nun Koch oder jemand anders, ist es unter Umständen vielleicht besser, erst einmal einen Blick auf ihn zu werfen und ihn zu befragen. „Einverstanden,“ murmelt sie schwach. Und beschließt sich nach dieser Nacht schnellstens ein Handy zuzulegen.

das Projekt Krimi-Blog

AUS DEN CHAOTISCHEN WINDUNGEN EINES KRIMIVERSEUCHTEN HIRNS BOHRT SICH EIN WEITERER ROMAN AN DIE DIGITALE OBERFLÄCHE EINES BLOGS. WIE SCHON IM VORGÄNGER „ZAHLEN UND ZEICHEN“ SOLL DAS SCHREIBEN EINES KRIMINALROMANS MIT DER PRAXIS DES BLOGGENS VERBUNDEN WERDEN. DAS BEDEUTET, DASS DER PLOT IN DEN GRUNDZÜGEN FESTSTEHT, DER KRIMI JEDOCH NICHT BEREITS FIX UND FERTIG IN DER SCHUBLADE LIEGT, SONDERN SICH IM SCHREIBEN ENTWICKELT. WAS GESCHRIEBEN WIRD, WIRD KURZ DARAUF GEBLOGGT, IST DAMIT FAKTISCH, UND WIRD NUR IN AUSNAHMEFÄLLEN (SEHR PEINLICHE TIPPFEHLER) GEÄNDERT. ERGÄNZT WIRD DAS GANZE DURCH METATEXT UND LINKS. EUCH UND MIR ALSO VIEL SPAß BEI „SPUREN UND STERNE“.

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