Samstag, 14. Oktober 2006

sternkleinsternkleinsternklein

Krimi im Blog: 14

„Wo waren Sie Freitag Nacht,“ fragt Pia, ohne auf die Bemerkung einzugehen. Brigitte Dahlem greift in ihre Jeanstasche und zieht ein zerknittertes Päckchen Zigaretten heraus. Aus dem Augenwinkel kann Pia sehen, dass Riesel bei ihrer Bewegung zusammengezuckt ist und instinktiv zu der Stelle gegriffen hat, wo seine Waffe steckt. Diesmal ist ihr nicht nach einer ironischen Anspielung zumute. Brigitte Dahlem ist anders als die Verbrecher, mit denen sie bisher zu tun hatte, und dieser Eindruck hat Pia unmittelbar nach den ersten Sekunden ihrer Begegnung überfallen. Eine seltsame Strenge geht von ihr aus und der hagerer Körper spiegelt eine Verachtung ihnen gegenüber, die Pia bisher unbekannt war. Pia registriert verwundert, dass sie auf diese Verachtung nicht mit der gewohnten Arroganz reagiert, sondern dass sie etwas anderes empfindet. Respekt? Ärgerlich ruft sie sich zur Ordnung und kann nicht verhindern, dass ihr Ton schärfer wird: „Also, wo waren Sie Freitag Nacht zwischen 22 und 2 Uhr?“ Brigitte Dahlem hat sich die Zigarette angezündet und sieht sie nicht an, als sie erklärt: „Ich gebe Ihnen keine Informationen. Es liegt nichts gegen mich vor.“ Ok, denkt Pia. Du willst nicht reden? Ich kriege Dich zum reden. Sie besinnt sich auf ihr umfangreiches Arsenal an Strategien. „Sie haben den langen und beschwerlichen Weg von Ihrer Wohnung bis auf die Strasse gemacht, nur um mir das mitzuteilen? Kommen Sie, Sie sind neugierig, was wir gegen Sie in der Hand haben. Sie möchten Informationen.“ Brigitte Dahlem wirft ihr einen kurzen Blick zu und ihre Lippen verziehen sich zu einem verärgerten Lächeln. „Reden Sie keine Scheiße. Wenn ich nicht runtergekommen wäre, hätten Sie hier ein Bullentheater veranstaltet. Im Nullkommanichts hätte ein ganze Armee von Bullenschweinen vor meiner Wohnung gestanden und Sie beide hätten sich in die Hose gepisst vor Freude, mir was anhängen zu können. Ich weiß doch, wie Ihr tickt. Ihr kommt nicht weiter und sucht einen Schuldigen. Aber Ihr könnt mir nichts anhängen, weil ich nichts getan habe.“ Pia pfeift durch die Zähne. „Nun mal langsam.“ Kein Zynismus, warnt sie sich. Und keine Spielchen, diese Frau war über 20 Jahre im Bau und als Ex-RAF hat sie vermutlich mehr Erfahrung mit Verhören, als sonst irgendwer. Also, ehrlich währt am längsten. „Wir sind nicht ohne Grund hier. Bei dem Toten wurden Drohbriefe mit dem Logo der RAF gefunden. Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass der Schreiber auch der Mörder ist und diese Person im Umfeld der Ex-Mitglieder zu suchen ist, bei deren Inhaftierung Polizeihauptkommissar Schwarz beteiligt war.“ Sie macht eine Pause und sieht Brigitte Dahlem direkt an. „Wie es bei Ihnen der Fall ist.“ Ein zusammengekniffenes Augenpaar starrt sie prüfend an. Dann wirft Brigitte Dahlem die angerauchte Zigarette auf den Bürgersteig und tritt die Kippe mit einer energischen Bewegung aus. „Ich war zu hause. Allein. Ich habe geschlafen. Schätze, das bringt Sie nicht viel weiter.“

das Projekt Krimi-Blog

AUS DEN CHAOTISCHEN WINDUNGEN EINES KRIMIVERSEUCHTEN HIRNS BOHRT SICH EIN WEITERER ROMAN AN DIE DIGITALE OBERFLÄCHE EINES BLOGS. WIE SCHON IM VORGÄNGER „ZAHLEN UND ZEICHEN“ SOLL DAS SCHREIBEN EINES KRIMINALROMANS MIT DER PRAXIS DES BLOGGENS VERBUNDEN WERDEN. DAS BEDEUTET, DASS DER PLOT IN DEN GRUNDZÜGEN FESTSTEHT, DER KRIMI JEDOCH NICHT BEREITS FIX UND FERTIG IN DER SCHUBLADE LIEGT, SONDERN SICH IM SCHREIBEN ENTWICKELT. WAS GESCHRIEBEN WIRD, WIRD KURZ DARAUF GEBLOGGT, IST DAMIT FAKTISCH, UND WIRD NUR IN AUSNAHMEFÄLLEN (SEHR PEINLICHE TIPPFEHLER) GEÄNDERT. ERGÄNZT WIRD DAS GANZE DURCH METATEXT UND LINKS. EUCH UND MIR ALSO VIEL SPAß BEI „SPUREN UND STERNE“.

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