107: Parallelen
Pia fährt die menschenleere Bundesstraße nach Weißbach entlang. Das Fernlicht verfängt sich in den Baumstämmen an den Rändern und springt munter zurück auf den Asphalt. Pia dagegen spürt langsam die Müdigkeit. Ihre Augen brennen und ihre Aufmerksamkeit verliert sich ein ums andere Mal in dem Licht der Scheinwerfer. Die Uhr auf der Instrumentenanzeige leuchtet Viertel vor Drei. Pia starrt in die Dunkelheit und seufzt. Was für eine bescheuerte Idee. Sie hätte jetzt gemütlich in ihrem Bett liegen können. Als wenn da tatsächlich ein Wagen vor dem Haus der Dahlem wartet. Vielleicht sieht Brigittchen ihn sogar. In ihrer Paranoia steht er gegenüber von ihrem Fenster und wartet auf sie. Pia schlägt mit dem Hinterkopf gegen die gepolsterte Stütze. Wie verzweifelt ist sie eigentlich, dass sie sich auf eine solche Aktion einlässt? Sie hat doch einen Verdächtigen. Eigentlich kann sie sich jetzt zurücklehnen.
Gleichzeitig weiß sie genau, dass die höhnische Stimme in ihrem Kopf unrecht hat. Nie im Leben hat Kaspar Wagenbach Schwarz und Burg erschossen. Der Typ ist fertig, schräg und vielleicht selbstmordgefährdet. Aber kein Mörder.
Endlich erfasst das bläuliche Fernlicht das Ortseingangsschild von Weißbach. Mit unverminderter Geschwindigkeit fährt Pia durch das Wohngebiet. Erst als sie in die Nähe von Brigitte Dahlems Straße kommt, bremst sie ab. Sie wird den Wagen in einer Parallelstraße abstellen und dann zu Fuß weitergehen. Man kann ja nie wissen. Aber es schadet nichts, vorher kurz mit dem Wagen die Straße abzufahren. Vielleicht muss sie dann gar nicht mehr aussteigen und kann sofort wieder umkehren.
Keuchend läuft Alena hinter Brigitte Dahlem her. Sie sprinten über die Straße, und Alena wagt noch nicht einmal, ihren Blick in Richtung des Fahrzeugs zu lenken, als könnte dieser Blick den Fahrer aufschrecken. Sie laufen weiter bis zur nächsten Kreuzung und biegen rechts ab. Als sie die ersten Seitenstiche spürt, verschwindet die Gestalt vor ihr zwischen einigen vertrockneten Sträuchern. Alena kann schwach den Pfad erkennen, der tatsächlich zwischen den zwei Mietskasernen hindurchführt. In der Mitte der beiden Häuser bleibt Frau Dahlem plötzlich stehen und bevor Alena stoppen kann, prallt sie gegen die Frau. „Passen Sie gefälligst auf. Wie trottelig kann man eigentlich sein,“ murmelt die Dahlem zwischen den Zähnen und Alena flüstert ein Entschuldigung. „Jetzt passen Sie auf. Wir sind direkt an dem Haus wo wir hinwollten. Nun geht es zu den Mülleimern. Leise! Und trampeln Sie nirgendwo gegen. Wir haben nur eine Chance. Wenn der Typ uns bemerkt, ist er weg. Also geben Sie sich ein bisschen Mühe, wenn Sie Ihre verdammte Neugierde befriedigen wollen.“ Alena nickt wortlos und tippt auf Zehenspitzen hinter ihr her, vorbei an der Hausfassade. Vor ihnen stehen die Container hinter der kleinen Mauer, an der sie vorhin noch gewartet hat.
Motorengeräusche! Mit einem Satz ist Brigitte Dahlem hinter den Müllbehältern. Sie hat Alena mit sich gezogen und drückt ihren Kopf nach unten. Der Wagen kommt näher, fährt in die Straße hinein. Alena erahnt die Scheinwerfer, die den Boden an der Seite der Mauer kurzzeitig erhellen. Mit mittlerer Geschwindigkeit fährt der Wagen vorbei, fährt bis zur Kreuzung und darüber hinaus. Das Fahrgeräusch entfernt sich und verliert sich zwischen den Mietskasernen. Mit klopfendem Herzen wartet Alena ab, bis nichts mehr zu hören ist. Dann macht sie sich frei. „Nur ein Anwohner,“ flüstert sie. Brigitte Dahlem antwortet nicht. Ihre Augen glänzen im Dunkeln und sie scheint zu überlegen. „Was jetzt, geht es weiter,“ fragt Alena ungeduldig und die Dahlem zischt ihr ein wütendes „Psst“ entgegen. Sie horcht in die Dunkelheit. Dann holt sie tief Luft und schüttelt den Kopf. „Nur ein Anwohner,“ murmelt sie. „Wer sonst.“
Gleichzeitig weiß sie genau, dass die höhnische Stimme in ihrem Kopf unrecht hat. Nie im Leben hat Kaspar Wagenbach Schwarz und Burg erschossen. Der Typ ist fertig, schräg und vielleicht selbstmordgefährdet. Aber kein Mörder.
Endlich erfasst das bläuliche Fernlicht das Ortseingangsschild von Weißbach. Mit unverminderter Geschwindigkeit fährt Pia durch das Wohngebiet. Erst als sie in die Nähe von Brigitte Dahlems Straße kommt, bremst sie ab. Sie wird den Wagen in einer Parallelstraße abstellen und dann zu Fuß weitergehen. Man kann ja nie wissen. Aber es schadet nichts, vorher kurz mit dem Wagen die Straße abzufahren. Vielleicht muss sie dann gar nicht mehr aussteigen und kann sofort wieder umkehren.
Keuchend läuft Alena hinter Brigitte Dahlem her. Sie sprinten über die Straße, und Alena wagt noch nicht einmal, ihren Blick in Richtung des Fahrzeugs zu lenken, als könnte dieser Blick den Fahrer aufschrecken. Sie laufen weiter bis zur nächsten Kreuzung und biegen rechts ab. Als sie die ersten Seitenstiche spürt, verschwindet die Gestalt vor ihr zwischen einigen vertrockneten Sträuchern. Alena kann schwach den Pfad erkennen, der tatsächlich zwischen den zwei Mietskasernen hindurchführt. In der Mitte der beiden Häuser bleibt Frau Dahlem plötzlich stehen und bevor Alena stoppen kann, prallt sie gegen die Frau. „Passen Sie gefälligst auf. Wie trottelig kann man eigentlich sein,“ murmelt die Dahlem zwischen den Zähnen und Alena flüstert ein Entschuldigung. „Jetzt passen Sie auf. Wir sind direkt an dem Haus wo wir hinwollten. Nun geht es zu den Mülleimern. Leise! Und trampeln Sie nirgendwo gegen. Wir haben nur eine Chance. Wenn der Typ uns bemerkt, ist er weg. Also geben Sie sich ein bisschen Mühe, wenn Sie Ihre verdammte Neugierde befriedigen wollen.“ Alena nickt wortlos und tippt auf Zehenspitzen hinter ihr her, vorbei an der Hausfassade. Vor ihnen stehen die Container hinter der kleinen Mauer, an der sie vorhin noch gewartet hat.
Motorengeräusche! Mit einem Satz ist Brigitte Dahlem hinter den Müllbehältern. Sie hat Alena mit sich gezogen und drückt ihren Kopf nach unten. Der Wagen kommt näher, fährt in die Straße hinein. Alena erahnt die Scheinwerfer, die den Boden an der Seite der Mauer kurzzeitig erhellen. Mit mittlerer Geschwindigkeit fährt der Wagen vorbei, fährt bis zur Kreuzung und darüber hinaus. Das Fahrgeräusch entfernt sich und verliert sich zwischen den Mietskasernen. Mit klopfendem Herzen wartet Alena ab, bis nichts mehr zu hören ist. Dann macht sie sich frei. „Nur ein Anwohner,“ flüstert sie. Brigitte Dahlem antwortet nicht. Ihre Augen glänzen im Dunkeln und sie scheint zu überlegen. „Was jetzt, geht es weiter,“ fragt Alena ungeduldig und die Dahlem zischt ihr ein wütendes „Psst“ entgegen. Sie horcht in die Dunkelheit. Dann holt sie tief Luft und schüttelt den Kopf. „Nur ein Anwohner,“ murmelt sie. „Wer sonst.“
Flannery Culp - 30. Apr, 20:42