61: Kontakt
Als Pia zurück fährt hat sie entschieden, dass sie niemandem vom dem Foto erzählen wird. Das Problem wird sein, dass sie so kaum an Informationen kommt. Es macht in ihren Augen jedoch keinen Sinn Oberdorf einzuweihen. Wenn er gewusst hätte, dass Schwarz undercover bei der RAF tätig war, dann hätte er es ihr gesagt. Wenn Oberdorf es trotzdem verschwiegen hätte, dann hätte er einen Grund dafür, den Pia zumindest interessant findet. Vielleicht lohnt es sich, Oberdorf auf das Thema anzusprechen, einfach um zu sehen wie er reagiert. Ohne das Foto zu erwähnen. Sie lächelt vor sich hin. Aber das Gefühl bleibt, dass sie liebend gerne mit irgendwem ihre Entdeckung diskutiert hätte.
Im Büro empfängt Riesel sie mit müden Augen und Frust im Blick. „Es gibt mehr als tausend Männer, die beide Kriterien erfüllen. Sie erwarten jetzt nicht ernsthaft, dass ich jeden einzelnen befrage?“ Sein Gesichtsausdruck spiegelt, dass er diese Möglichkeit nicht für vollkommen unwahrscheinlich hält. Pia sucht die Kaffeemaschine und findet die dazugehörige Kanne leer. „Außerdem hatten Sie einen Anruf, von Frau Brandenburg,“ bemerkt Riesel und Pia vergisst den Kaffee für einen Moment. „Was wollte sie,“ fragt sie mit gerunzelter Stirn. Riesel reibt seine Lider. „Sie bittet um Ihren Rückruf. Es sei dringend.“ Pias Augen werden schmal. Was kann so dringend sein, dass Alena Brandenburg sie kontaktiert – nach einem Zusammentreffen wie gestern. Sie setzt sich auf ihren Stuhl und dreht von der einen in die andere Richtung. Es ist durchaus mutig von Alena sie anzurufen. Pia hätte gedacht, dass sie sich jetzt endgültig zurückzieht. Was könnte sie dazu bewegt haben – Kaspar? Sind die beiden ein Paar? Sofort schüttelt Pia den Kopf. Unmöglich. Alena und eine Beziehung sind zwei unvereinbare Vorstellungen. Auch wenn Kaspar sicher ein möglicher Kandidat wäre, er ist zumindest genauso seltsam wie sie. Sie erinnert sich daran, wie Kaspar auf Alenas Sessel-Lehne saß, wie er kurz den Arm um sie legte. Deutet dass auf Gefühle hin? Aber sie hat auch Alenas Gesicht vor Augen, eine Mischung aus Verwunderung und Zurückhaltung. Wenn Liebe, dann scheint sie einseitig zu sein. Aber trotzdem hilft sie Kaspar. Fühlt sie sich für ihn verantwortlich? Pia spürt Riesels erstaunten Blick auf sich. Sie steht auf. „Ich mache Kaffee. Wollen Sie auch noch eine Tasse oder sind Sie schon auf dem Weg nach hause?“ Riesel nimmt das angedeutete Angebot nur zu gerne an. „Wenn Sie mich nicht mehr brauchen, bin ich weg. Meine Auswertungen habe ich Ihnen gemailt.“ Pia nickt und verschwindet mit der Kanne auf dem Damenklo. Als sie zurückkehrt ist das Büro bereits leer. Mit einem Seufzer der Erleichterung stößt sie den Prozess des Kaffeekochens an und lässt sich dann wieder auf ihren Drehsessel fallen. Ihre Augen hängen am Telefonhörer. Soll sie zurück rufen? Sie kann nicht leugnen, dass sie neugierig ist. Alena ist nicht der Typ der sich entschuldigt. Eigentlich erwartet Pia auch keine Entschuldigung. Fakt ist, dass sie hintergangen wurde. Alena hat wichtige Informationen verschwiegen. Eine Entschuldigung kann an dieser Tatsache nichts ändern. Pia dreht sich in ihrem Stuhl zur Kaffeemaschine und beobachtet wie die Tropfen in die schwarze Flüssigkeit fallen. Kann sie Alena noch trauen? Falls diese vorschlägt, die merkwürdige Form der Kooperation wieder aufzunehmen, die sich seit dem Zahlenmord zwischen ihnen entwickelt hat, wie soll Pia darauf reagieren? Welchen Wert kann sie Alenas eventuellen Beiträgen zumessen? Als der Kaffee fertig ist, schütten sie ihn in eine Tasse und wirft drei Stück Zucker hinein. Ein Blick auf die Uhr sagt ihr, dass es bald sieben ist. Der Kaffee macht sie wach und entschlussfreudig. Sie kramt ihr Notizbuch heraus und sucht die Nummer von Alena.
Als das Telefon klingelt sitzt Alena mit einer Tasse Tee auf ihrem Sofa und starrt in die Dämmerung. Die Vorhänge sind aufgezogen, das spärliche Licht der untergegangenen Sonne stört Alena nicht mehr. Sie mag die Schatten, die nach der blauen Stunde zum Leben erwachen. Als wenn sie für eine kurze Zeit in eine Welt schauen könnte, deren Ränder am Abend durchsichtig werden. Das Schrillen reißt sie aus ihrer Sehnsucht nach dieser Schattenwelt und erinnert sie daran, dass sie in einer Realität lebt, die ihr immer suspekter wird. Einen Moment lang ist sie unfähig, den Hörer abzunehmen. Dann reißt sie sich zusammen und meldet sich. „Sie wollten mich sprechen,“ hört sie Pias kühle Stimme. Alena schluckt. „Hallo Pia,“ sagt sie, und fast erschrocken wird ihr bewusst, dass sie zum ersten Mal in ihrer Bekanntschaft den Vornamen benutzt hat. Sie hört Pia überrascht aufatmen und hat gewinnt plötzlich neues Selbstvertrauen. Ohne auf eine Reaktion zu warten spricht sie weiter: „Ich habe heute mit Brigitte Wagenbach geredet. Sie hat mir etwas erzählt, das Sie vielleicht interessiert. Ich biete Ihnen meine Hilfe an und würde mich über eine gewisse Beteiligung bei den weiteren Nachforschungen freuen.“ Sie macht eine kurze Pause und sagt: „Ich werde Kaspar nicht einweihen oder vorwarnen, sollte er auf irgendeine Art verantwortlich sein, was ich nicht glaube.“ Sie hört Pia am anderen Ende der Leitung atmen. „Sollen wir und irgendwo treffen?“ Stille. Dann: „Gut. In einer halben Stunde beim Italiener am Markt. Ich könnte was zu essen gebrauchen.“
Im Büro empfängt Riesel sie mit müden Augen und Frust im Blick. „Es gibt mehr als tausend Männer, die beide Kriterien erfüllen. Sie erwarten jetzt nicht ernsthaft, dass ich jeden einzelnen befrage?“ Sein Gesichtsausdruck spiegelt, dass er diese Möglichkeit nicht für vollkommen unwahrscheinlich hält. Pia sucht die Kaffeemaschine und findet die dazugehörige Kanne leer. „Außerdem hatten Sie einen Anruf, von Frau Brandenburg,“ bemerkt Riesel und Pia vergisst den Kaffee für einen Moment. „Was wollte sie,“ fragt sie mit gerunzelter Stirn. Riesel reibt seine Lider. „Sie bittet um Ihren Rückruf. Es sei dringend.“ Pias Augen werden schmal. Was kann so dringend sein, dass Alena Brandenburg sie kontaktiert – nach einem Zusammentreffen wie gestern. Sie setzt sich auf ihren Stuhl und dreht von der einen in die andere Richtung. Es ist durchaus mutig von Alena sie anzurufen. Pia hätte gedacht, dass sie sich jetzt endgültig zurückzieht. Was könnte sie dazu bewegt haben – Kaspar? Sind die beiden ein Paar? Sofort schüttelt Pia den Kopf. Unmöglich. Alena und eine Beziehung sind zwei unvereinbare Vorstellungen. Auch wenn Kaspar sicher ein möglicher Kandidat wäre, er ist zumindest genauso seltsam wie sie. Sie erinnert sich daran, wie Kaspar auf Alenas Sessel-Lehne saß, wie er kurz den Arm um sie legte. Deutet dass auf Gefühle hin? Aber sie hat auch Alenas Gesicht vor Augen, eine Mischung aus Verwunderung und Zurückhaltung. Wenn Liebe, dann scheint sie einseitig zu sein. Aber trotzdem hilft sie Kaspar. Fühlt sie sich für ihn verantwortlich? Pia spürt Riesels erstaunten Blick auf sich. Sie steht auf. „Ich mache Kaffee. Wollen Sie auch noch eine Tasse oder sind Sie schon auf dem Weg nach hause?“ Riesel nimmt das angedeutete Angebot nur zu gerne an. „Wenn Sie mich nicht mehr brauchen, bin ich weg. Meine Auswertungen habe ich Ihnen gemailt.“ Pia nickt und verschwindet mit der Kanne auf dem Damenklo. Als sie zurückkehrt ist das Büro bereits leer. Mit einem Seufzer der Erleichterung stößt sie den Prozess des Kaffeekochens an und lässt sich dann wieder auf ihren Drehsessel fallen. Ihre Augen hängen am Telefonhörer. Soll sie zurück rufen? Sie kann nicht leugnen, dass sie neugierig ist. Alena ist nicht der Typ der sich entschuldigt. Eigentlich erwartet Pia auch keine Entschuldigung. Fakt ist, dass sie hintergangen wurde. Alena hat wichtige Informationen verschwiegen. Eine Entschuldigung kann an dieser Tatsache nichts ändern. Pia dreht sich in ihrem Stuhl zur Kaffeemaschine und beobachtet wie die Tropfen in die schwarze Flüssigkeit fallen. Kann sie Alena noch trauen? Falls diese vorschlägt, die merkwürdige Form der Kooperation wieder aufzunehmen, die sich seit dem Zahlenmord zwischen ihnen entwickelt hat, wie soll Pia darauf reagieren? Welchen Wert kann sie Alenas eventuellen Beiträgen zumessen? Als der Kaffee fertig ist, schütten sie ihn in eine Tasse und wirft drei Stück Zucker hinein. Ein Blick auf die Uhr sagt ihr, dass es bald sieben ist. Der Kaffee macht sie wach und entschlussfreudig. Sie kramt ihr Notizbuch heraus und sucht die Nummer von Alena.
Als das Telefon klingelt sitzt Alena mit einer Tasse Tee auf ihrem Sofa und starrt in die Dämmerung. Die Vorhänge sind aufgezogen, das spärliche Licht der untergegangenen Sonne stört Alena nicht mehr. Sie mag die Schatten, die nach der blauen Stunde zum Leben erwachen. Als wenn sie für eine kurze Zeit in eine Welt schauen könnte, deren Ränder am Abend durchsichtig werden. Das Schrillen reißt sie aus ihrer Sehnsucht nach dieser Schattenwelt und erinnert sie daran, dass sie in einer Realität lebt, die ihr immer suspekter wird. Einen Moment lang ist sie unfähig, den Hörer abzunehmen. Dann reißt sie sich zusammen und meldet sich. „Sie wollten mich sprechen,“ hört sie Pias kühle Stimme. Alena schluckt. „Hallo Pia,“ sagt sie, und fast erschrocken wird ihr bewusst, dass sie zum ersten Mal in ihrer Bekanntschaft den Vornamen benutzt hat. Sie hört Pia überrascht aufatmen und hat gewinnt plötzlich neues Selbstvertrauen. Ohne auf eine Reaktion zu warten spricht sie weiter: „Ich habe heute mit Brigitte Wagenbach geredet. Sie hat mir etwas erzählt, das Sie vielleicht interessiert. Ich biete Ihnen meine Hilfe an und würde mich über eine gewisse Beteiligung bei den weiteren Nachforschungen freuen.“ Sie macht eine kurze Pause und sagt: „Ich werde Kaspar nicht einweihen oder vorwarnen, sollte er auf irgendeine Art verantwortlich sein, was ich nicht glaube.“ Sie hört Pia am anderen Ende der Leitung atmen. „Sollen wir und irgendwo treffen?“ Stille. Dann: „Gut. In einer halben Stunde beim Italiener am Markt. Ich könnte was zu essen gebrauchen.“
Flannery Culp - 22. Jan, 20:32