91: Spiegel
Pia betrachtet sich im Spiegel. Das neue schwarze Kleid steht ihr gut und hat den gewünschten Effekt. Sie wird Aufmerksamkeit erregen. Man wird sie mögen. Eine Unterhaltung mit ihr führen wollen. Sie lächelt ihrem Spiegelbild zu, aber das Lächeln ist künstlich.
Alenas seltsame Bemerkung hängt in ihrem Hinterkopf. „Ich dachte, Sie wollten einfach hübsch aussehen.“ Die Pia im Spiegel zieht eine verächtliche Grimasse, die nicht zu der zierlichen Figur im Spiegel passt. Einfach nur hübsch aussehen. Diese Zeiten sind vorbei und werden niemals zurückkehren. Heute weiß sie, mit welchen Mitteln sie ihr Ziel erreichen wird und dieses Wissen hat ihr gesamtes Leben ausgefüllt. Es besteht nur noch aus Mitteln und Zielen.
Einfach nur hübsch aussehen? Die blauen Augen im Spiegel starren forschend und kühl. Die helle, geschminkte Gesichtshaut mit den dünnen, scharfen Falten, die von der Nase zu den Mundwinkeln führen. Lippen in einer dezenten roten Farbe, eher schmal als voll. Eine gerade, nicht zu große Nase. Eine Steilfalte zwischen den Augen. Sorgfältig abgedeckte Schatten unter den Augen, deren Lider heute mit einem grauen Lidschatten betont sind. Lange, schwarz getuschte Wimpern. Waagerechte parallele Falten auf der Stirn. Die kurzen blonden Haare, die regelmäßig in Pias dunklem Blond getönt werden, um die ersten grauen Strähnen zu überdecken. Was sehe ich im Spiegelbild, fragt sich Pia. Bin ich das? Sie runzelt die Stirn. Was für eine Frage. Ist es nicht eine Lüge, dass wir im Spiegel uns selbst erkennen? Unser Aussehen ist eine Fassade, die wir selbst gestalten. Wir zeigen das, was die Anderen sehen sollen. Und vermutlich ist das alles, was da ist. Eigentlich gibt es nur diese Oberfläche, Schminke, Frisur, Kleidung. What you see is what you get.
Sie denkt wieder an Alenas Worte. Weisen sie darauf hin, dass Alena jemanden hinter dieser vermeintlichen Fassade sucht, jemanden der freundlicher ist, mehr Schwächen zeigt? Jemand der leichter zu mögen ist. Pia und ihr Spiegelbild schütteln den Kopf. Da ist niemand anders. Ich bin, wie ich bin, sagt Pia lautlos. Ihre Lippen bewegen sich. Sie erschrickt über die plötzliche Bewegung ihres Spiegelgesichts.
Mit einer kurzen Bewegung hebt sie indigniert die Augenbrauen. Es ist das Kleid, das ungewohnte Aussehen, das diese Gedanken angestoßen hat. Eigentlich vermeidet sie das Räsonnieren über sich selbst. Es bringt nichts, über sich selbst nachzudenken, das ist ein Kreislauf, aus dem es kein Entkommen gibt. Ich werde kein besserer Mensch dadurch, denkt sie. Und schiebt trotzig hinterher: Und eigentlich gibt es auch gar nichts zu verbessern. Der kühle Blick ihrer blauen Augen flackert leicht, als würde ein Windstoß eine Kerzenflamme berühren.
„Bist du fertig?“ Christophers Stimme hinter ihr, munter und gutgelaunt. Sie lenkt ihren Blick, bis er im Spiegel neben ihr erscheint. Er pfeift leise. „Himmel, du siehst klasse aus. Ist das Kleid neu?“ Sie nickt lächelnd und nimmt überrascht wahr, wie echt ihr Lächeln plötzlich ist. Nur Christopher lässt sie so lächeln, weiß sie plötzlich, und spürt eine warme Stelle an ihrem Herzen. Sie dreht sich zum ihm um. „Gefällt es Dir?“ Christopher grinst erfreut, als er den herausfordernden Ton in ihrer Stimme entdeckt. Er zieht sie an sich heran und küsst sie vorsichtig auf die Lippen. „Der Lippenstift ist kussecht,“ sagt Pia und drückt seinen Kopf wieder zu sich herunter.
Alenas seltsame Bemerkung hängt in ihrem Hinterkopf. „Ich dachte, Sie wollten einfach hübsch aussehen.“ Die Pia im Spiegel zieht eine verächtliche Grimasse, die nicht zu der zierlichen Figur im Spiegel passt. Einfach nur hübsch aussehen. Diese Zeiten sind vorbei und werden niemals zurückkehren. Heute weiß sie, mit welchen Mitteln sie ihr Ziel erreichen wird und dieses Wissen hat ihr gesamtes Leben ausgefüllt. Es besteht nur noch aus Mitteln und Zielen.
Einfach nur hübsch aussehen? Die blauen Augen im Spiegel starren forschend und kühl. Die helle, geschminkte Gesichtshaut mit den dünnen, scharfen Falten, die von der Nase zu den Mundwinkeln führen. Lippen in einer dezenten roten Farbe, eher schmal als voll. Eine gerade, nicht zu große Nase. Eine Steilfalte zwischen den Augen. Sorgfältig abgedeckte Schatten unter den Augen, deren Lider heute mit einem grauen Lidschatten betont sind. Lange, schwarz getuschte Wimpern. Waagerechte parallele Falten auf der Stirn. Die kurzen blonden Haare, die regelmäßig in Pias dunklem Blond getönt werden, um die ersten grauen Strähnen zu überdecken. Was sehe ich im Spiegelbild, fragt sich Pia. Bin ich das? Sie runzelt die Stirn. Was für eine Frage. Ist es nicht eine Lüge, dass wir im Spiegel uns selbst erkennen? Unser Aussehen ist eine Fassade, die wir selbst gestalten. Wir zeigen das, was die Anderen sehen sollen. Und vermutlich ist das alles, was da ist. Eigentlich gibt es nur diese Oberfläche, Schminke, Frisur, Kleidung. What you see is what you get.
Sie denkt wieder an Alenas Worte. Weisen sie darauf hin, dass Alena jemanden hinter dieser vermeintlichen Fassade sucht, jemanden der freundlicher ist, mehr Schwächen zeigt? Jemand der leichter zu mögen ist. Pia und ihr Spiegelbild schütteln den Kopf. Da ist niemand anders. Ich bin, wie ich bin, sagt Pia lautlos. Ihre Lippen bewegen sich. Sie erschrickt über die plötzliche Bewegung ihres Spiegelgesichts.
Mit einer kurzen Bewegung hebt sie indigniert die Augenbrauen. Es ist das Kleid, das ungewohnte Aussehen, das diese Gedanken angestoßen hat. Eigentlich vermeidet sie das Räsonnieren über sich selbst. Es bringt nichts, über sich selbst nachzudenken, das ist ein Kreislauf, aus dem es kein Entkommen gibt. Ich werde kein besserer Mensch dadurch, denkt sie. Und schiebt trotzig hinterher: Und eigentlich gibt es auch gar nichts zu verbessern. Der kühle Blick ihrer blauen Augen flackert leicht, als würde ein Windstoß eine Kerzenflamme berühren.
„Bist du fertig?“ Christophers Stimme hinter ihr, munter und gutgelaunt. Sie lenkt ihren Blick, bis er im Spiegel neben ihr erscheint. Er pfeift leise. „Himmel, du siehst klasse aus. Ist das Kleid neu?“ Sie nickt lächelnd und nimmt überrascht wahr, wie echt ihr Lächeln plötzlich ist. Nur Christopher lässt sie so lächeln, weiß sie plötzlich, und spürt eine warme Stelle an ihrem Herzen. Sie dreht sich zum ihm um. „Gefällt es Dir?“ Christopher grinst erfreut, als er den herausfordernden Ton in ihrer Stimme entdeckt. Er zieht sie an sich heran und küsst sie vorsichtig auf die Lippen. „Der Lippenstift ist kussecht,“ sagt Pia und drückt seinen Kopf wieder zu sich herunter.
Flannery Culp - 2. Apr, 14:10